Im Stadtteil München-Fürstenried
Man nachts den Geisterdackel sieht.
Es heißt, er wurd' vor vielen Jahren
Hier an einer Kreuzung überfahren
Als er hinter einer läufigen Hündin herlief
Da ging's mit seinem Leben schief.
Seitdem geht er um als ein Skelett
Grünlich leuchtend, schaurig, gar nicht nett.
Er geht allein nun seine Runde
Fast jede Nacht zur Geisterstunde.
Bellt manchmal schaurig dumpf und hohl
Wedelt mit Schwanz, rennt mal wie toll
Hebt an den Ecken auch sein Bein
Schnuppert, läuft in 'nen Busch hinein.
So trieb es dieser Geisterhund
Dem Ordnungsamt war dies zu bunt
Weil dieses Dackelungeheuer
Gezahlt hat keine Hundesteuer.
So wird der Hundefänger eingesetzt
Der Geisterdackel ihm die Hos' zerfetzt
Und biß sogar mit viel Radau
Zwei Polizisten noch mit Wauwauwau.
Worauf der Münchener Polizeipräsident
Eine Sonderkommission "Geisterdackel" gleich ernennt
Und für die Münchner Boulevardpressen
War der Dackelgeist ein gefund'nes Fressen.
Den Geisterdackel zu fangen war unmöglich
Weil er in Luft auflöste sich
Und aus dem Jenseits höhnisch bellt
Den Fängern zu die ihn umstellt.
Weihwasser verursacht ihm keinen Schaden
Ihn schreckt kein Kreuz, ihn lockt kein Braten.
Der Geisterdackel wurde zum Skandal
Bei einer kommunalen Wahl.
Dieweil mit Häme und mit Hohn
Ins Stadtwappen aufzunehmen und zum Ehrendackel der Stadt München wollte ihn die Opposition
Weil eine Attraktion und Sehenswürdigkeit er sei
- ganz anders sah dies die regierende Partei.
Sie wollt' nicht mal dass er herumlief frei
Und dieses gab ein groß' Geschrei.
Die Grünen wieder behaupteten durch Umweltvergiftungsschaden
Sei der Geisterdackel zum Skelett geraten.
Die Feministinnen schrieben hin
Der Dackel sei 'ne Dackelin.
Die Republikaner meinten dagegen
Dass der Geisterdackel die Hundesteuer hinterzog ganz ungelegen
Als Wirtschaftskrimineller eingesperrt gehöre
Und die Laschheit der Vorgehensweise gegen ihn empöre.
"Bei Adolf früher gab's das nicht",
der Rep-Vorsitzende am Stammtisch spricht.
Und überhaupt sei nur der deutsche Schäferhund
Wenn überhaupt geduldet in der Geisterstund.
Die SPD als Sozialisten
Setzten dem Geisterdackel Abmahnfristen
Doch wollten sie lassen Gnade vor Recht ergehen
Der Geist sei als Dackel der Arbeiterschicht nahestehend anzusehen.
Die PDS hingegen fand
Der Geisterdackel wäre im verkehrten Land.
Er sollte völlig ins Jenseits emigrieren
Statt nachts in München zu flanieren.
Dem Tatbestand, verlautbarte die CSU
Sehn wir nicht lange tatenlos zu.
Im Freistaat Bayern zu der Frist
Ein Geisterdackel nicht gestattet ist.
Der Stadtrat teilt sich und gespalten
Konnt' sich Parteingezänk entfalten.
Wieder andere Gruppierungen fanden
Der Geisterdackel gehörte zu den Asylanten.
Heftigst auch der Tierschutzverein
Mischte sich in dieses ein
Obwohl er keine Wahlpartei
Erhob er doch ein Mitgeschrei.
Die Rechten hingegen wollten nun den Geisterdackel erschießen
Weil er angeblich schiß auf die städtischen Wiesen.
Es müßte Recht und Ordnung sein
Und solche Sitten dürften reißen nicht ein.
Der Geisterdackel stand in jeder Zeitung
Man fordert eine Volksentscheidung
Wie mit ihm zu verfahren sei
Und ob er bleiben könnte frei.
Das Fernsehen tat oft berichten
Und alle Bevölkerungsschichten
Nahmen regen Anteil an dem Geisterhund
Menschenmassen lauerten auf ihn zur Mitternachtsstund
Und ward gesehen er sodann
Fing gleich ein lauter Beifall an.
Doch noch vor der Wahl ist er einfach fortgeblieben
Kein Mensch weiß, was ihn hat vertrieben.
Er ließ sich einfach nicht mehr sehn
Und dieses fand nicht jeder schön.
Man trauerte dem Geisterdackel nach
Wollt ihn wiederhaben, aber Ach
Er kam nicht mehr, blieb einfach fort
Vielleicht gefiel's ihm nicht am Ort,
vielleicht war's ihm zuviel Geschrei,
vielleicht war seine Zeit vorbei.
Nur die Erinnerung ist geblieben
An den Geisterdackel allen, die ihn lieben
Auch die ihn ablehnten und grollten
Letztendlich gar vernichten wollten.
Und in den Annalen vom Karl-Valentin-Verein da steht zu lesen
Es sei der Dackel von Karl Valentin gewesen
Der vorne bellt und frißt und beißt
Hinten schwanzwedelt und auch scheißt.
Der große Komiker hätte ihn geschickt
Damit ganz München auf ihn blickt.
Das sei Valentins letzter Scherz gewesen,
man weiß es nicht, es sind nur Thesen.